Gesammelte Werke. Ergänzungs- und Nachlaßbände
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Paul Tillich
Fachgebiete
Der Band enthält eine kritische Edition des Manuskripts von Tillichs Dogmatik-Vorlesung im Wintersemester 1925/26 bis zum Wintersemester 1926/27 an der TH Dresden. Was er unter dem traditionellen Begriff der Dogmatik vorträgt, kann als philosophische Theologie bezeichnet werden. Ihre Mitte hat sie im Christus als dem "Durchbruch der vollkommenen Offenbarung".
Auf die Prolegomena folgen die Lehre von der Schöpfung ("theologische Seinsdeutung") sowie die Lehre von der Erlösung ("theologische Geschichtsdeutung"). Die Lehre von der Vollendung ("theologische Sinndeutung") ist nicht mehr ausgeführt.
Die Edition ist eine vollständige Neubearbeitung des von Werner Schüßler 1986 herausgegebenen Textes.
Mit dieser Edition wird ein weiterer Band mit Vorlesungen Paul Tillichs aus seiner Lehrtätigkeit an der Frankfurter Universität veröffentlicht. Er enthält die bisher unveröffentlichten Manuskripte der Vorlesungen Geschichtsphilosophie und Sozialpädagogik, die Tillich als Professor für Philosophie und Soziologie einschließlich Sozialpädagogik im Wintersemester 1929/30 gehalten hat, außerdem eine studentische Mitschrift der Vorlesung Geschichtsphilosophie sowie Materialien aus seinen Seminaren und Übungen zu diesem Thema. Beide Vorlesungen ergänzen sich inhaltlich. In ihnen entwickelt Tillich erstmalig eine phänomenologisch konzipierte Philosophie der Begegnung – in Auseinandersetzung mit dem Historismus, der Wertphilosophie des Neukantianismus sowie der Existenzphilosophie Heideggers. In einer Weiterführung seiner Religions- und Sinntheorie wird Begegnung als Begegnung mit unbedingtem Sinn gedeutet. Dem Sein stellt er die Begegnung als Selbsttranszendenz und damit die Kategorie des Neuen entgegen. Grundlegend ist die Korrelation von Selbst- und Fremdbegegnung. Tillichs Philosophie der Begegnung erschließt ein neues Verständnis von Zeit und Geschichte, wie auch des Ich-Du-Verhältnisses und der Erziehung.
Schon kurz nach seiner erzwungenen Emigration, im Jahre 1934, konnte der protestantische Theologe und Philosoph Paul Tillich (1886–1965), der zuvor Professor für Philosophie und Soziologie an der Universität Frankfurt a. M. gewesen war, in New York seine akademische Lehrtätigkeit aufnehmen. Band XVII der Ergänzungs- und Nachlaßbände zu den Gesammelten Werken von Paul Tillich enthält drei bisher unbekannte Vorlesungen, die er in den ersten zwei Jahren seines Exils am Union Theological Seminary New York, an der Columbia University New York und an der Yale University New Haven gehalten hat. Es sind Vorlesungen über Religionsphilosophie (1934), Einführung in die Existential-Philosophie (1934) und die Lehre vom Menschen (1934–35). Sie dokumentieren den schwierigen Versuch eines deutschen Gelehrten, sein von der Philosophie des deutschen Idealismus, der Existenzphilosophie und der religiösen und politischen Situation in Deutschland geprägtes philosophisches und theologisches Denken einem amerikanischen akademischen Publikum nahe zu bringen. Dieser Erstveröffentlichung werden die Vorlesungsmanuskripte Tillichs zugrundegelegt. Sie wurden vom Herausgeber aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
Über Paul Tillichs Lehrtätigkeit als Professor für Philosophie und Soziologie an der Universität Frankfurt am Main (1929–1933) ist bisher wenig bekannt. Aus seinem Nachlass werden in dem neuen Editionsband die Texte folgender Vorlesungen aus den Jahren 1930 bis Anfang 1933 kritisch ediert: 1. Philosophie der Religion, 2. Entwicklung der Philosophie von der Spätantike zur Renaissance, 3. Philosophie der Klassik, 4. Geschichte der philosophischen Ethik, 5. Grundfragen der systematischen Philosophie.
In seinen Vorlesungen will Tillich kein Lehrbuchwissen vermitteln, sondern nach den Aporien des Lebens fragen, aus denen heraus philosophiert wurde und wird. Gegenstand des philosophischen Fragens ist für ihn unsere geschichtliche Existenz in ihrer Bedrohtheit, ihr Zerfall als Möglichkeit und ihr Aufbau als Aufgabe. Subjekt des philosophischen Fragens ist für Tillich das Wir, nicht das Ich. So setzt er sich in seinem letzten in Deutschland gehaltenen Kolleg kritisch mit Heideggers Existenzphilosophie auseinander.
Tillichs radikale Frage nach unserer geschichtlichen Existenz kann als Hinführung zu seiner Religionsphilosophie und Theologie interpretiert werden.
Der viersemestrige Vorlesungszyklus Advanced Problems of Systematic Theology besteht aus vier Teilen: I. Revelation and Reason, II. God and the World, III. Christology and Human Existence, IV. The Kingdom of God and History. Tillich hat diese Vorlesungen in den Jahren 1936 bis 1938 am Union Theological Seminary New York gehalten und sie in der Folgezeit mehrfach wiederholt und variiert. Im Vorlesungsverzeichnis wurden sie vorgestellt als Vorlesungen, "die einen Überblick über das gesamte Feld des christlichen Glaubens geben und sich an Studierende höherer Semester richten". Wir können sie als die "Urfassung" seines späteren opus magnum, der "Systematic Theology" von 1951-1963, betrachten, von der sie sich in mannigfacher Hinsicht unterscheidet.
Erstmals publiziert werden Tillichs Manuskripte dieser Vorlesungen, für Teil IV ersatzweise Tillichs in deutscher Sprache verfasste Vorlage für seinen Vortrag auf der Weltkirchenkonferenz in Oxford 1937 über "The Kingdom of God".
Sie ergänzen somit die gleichzeitig gehaltene und 2005 edierte Dresdner Dogmatik-Vorlesung.
Der Band präsentiert Paul Tillichs Rezensionen, die er zwischen 1911 und 1955 publizierte. Damit rückt erstmals der Rezensent Tillich, seine Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit anderen theologischen und philosophischen Positionen in den Blick, die bislang weitgehend unbekannt blieb. Dabei macht gerade die öffentliche Auseinandersetzung mit theologischen, philosophischen oder sozialwissenschaftlichen Neuerscheinungen sichtbar, wie sich die eigene Position in der Kritik und Affirmation von anderen Autoren formiert. Rezensionen geben stets einen Überblick über das eigene Fach, die in diesem diskutierten Probleme sowie seine Weiterentwicklung und zeigen, wie sich die Rezensentin oder der Rezensent in dem Diskursfeld der Disziplin positioniert. Doch nicht nur im Hinblick auf Paul Tillich ist die Rezensionstätigkeit von Theologen nur wenig erforscht.